Geschichte des Versunkenen Palastes

Kurzübersicht
- Mitte 6. Jahrhundert: Bau der Cisterna Basilica zur Wasserversorgung des byzantinischen Kaiserpalastes und seiner Umgebung.
- Mitte 15. Jahrhundert: Nach der Eroberung der Stadt durch die Osmanen, zunächst weitere Nutzung als Wasserreservoir für den Topkapi Palast. Doch sehr bald gerät die Zisterne in Vergessenheit.
- Mitte 16. Jahrhundert: Der französische Naturforscher und Topographieexperte Petrus Gyllius entdeckt die Zisterne wieder.
- Anfang 18. und Anfang 20. Jahrhundert: Während der Herrschaft von Ahmed III. und später von Abdülhamid II. wird die Zisterne renoviert.
- 1955: Nach der Gründung der Türkischen Republik beginnt ein dreijähriges Erneuerungs- und Restaurierungsprojekt.
- 1987: Bei weiteren Arbeiten werden die Medusa-Reliefs entdeckt.
- 2016: Umfassende Reparatur- und Reinigungsarbeiten, die erst nach sechs Jahren enden.
- 2022: Wiedereröffnung des Versunkenen Palastes.
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Geschichte / Architektur
Geschichte des Versunkenen Palastes: Der Bau
Der Versunkene Palast wurde gegen Mitte des 6. Jahrhunderts, während der Herrschaftszeit des byzantinischen Kaisers Justinian I, 150 Meter südwestlich der Hagia Sophia erbaut, um den Großen Palast und anderen Bauten auf der Halbinsel mit Wasser zu versorgen, das über den Valens-Aquädukt und anderen Leitungen aus dem 30 Kilometer entfernten Belgrader Wald transportiert wurde.
Die unterirdische Zisterne wurde an der Stelle einer bereits seit den Zeiten Kaiser Konstantins existierenden, aber von einem Brand stark zerstörten Zisterne errichtet. Vor dem Bau stand hier auch eine Basilika. Deswegen wurde das Wasserreservoir Cisterna Basilica genannt.
Die Architektur des Versunkenen Palastes:
Die 138 x 65 Meter große unterirdische Zisterne hat ein Fassungsvermögen von rund 80.000 Kubikmetern und versorgte 100.000 Menschen mit frischem Wasser. Die Decke wird von 336 Marmorsäulen getragen, die jeweils neun Meter hoch sind.
Diese Säulen sind aus verschiedenen Marmorarten hergestellt und in zwölf Reihen angeordnet, wobei jede Reihe 28 Säulen enthält, die im Abstand von fünf Metern voneinander stehen. Die Säulenkapitelle weisen vorwiegend ionische und korinthische Stile auf, obwohl einige dorische Kapitelle ohne Inschriften von diesem Muster abweichen. Die Ziegelwände und der gepflasterte Boden der Zisterne sind dank einer dicken Schicht aus sogenanntem Khorasan-Mörtel seit 1500 Jahren wasserdicht.
Geschichte des Versunkenen Palastes: Wiederentdeckung der vergessenen Zisterne
Die Zisterne wurde nach der Eroberung der Stadt durch die Osmanen im Jahr 1453 eine Zeit lang für die Bedürfnisse des Topkapi Palastes und später auch von der Öffentlichkeit genutzt, als die Region nach und nach besiedelt wurde.
Als die Osmanen mit der Zeit neue Wasserversorgungssysteme bauten, geriet die Cisterna Basilica in Vergessenheit. Über der Zisterne wurden Häuser gebaut, das Wasser wurde nur noch zur Bewässerung der Gärten des Topkapi Palastes genutzt.
Erst Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das einzigartige Bauwerk vom französischen Naturforscher und Topographieexperte Petrus Gyllius wiederentdeckt und die westliche Welt nahm von der Zisterne wieder Notiz.
Geschichte des Versunkenen Palastes: Während der spätosmanischen und türkischen Zeit
Anfang 18. und Anfang 20. Jahrhundert, während der Herrschaft von Ahmed III. und später von Abdülhamid II., wurde der Versunkene Palast renoviert. Nach der Gründung der Türkischen Republik wurden die auf der Zisterne errichteten Häuser in den 1940er Jahren entfernt und 1955 begann ein dreijähriges Erneuerungs- und Restaurierungsprojekt. Bei weiteren Arbeiten 30 Jahre später wurden die Medusa-Reliefs entdeckt, die als bedeutende Beispiele römischer Skulptur gelten und die bemerkenswertesten Attraktionen des Versunkenen Palastes darstellen.
Geschichte des Versunkenen Palastes: Heute
2016 wurden schließlich umfassende Reparatur- und Reinigungsarbeiten eingeleitet, die erst nach sechs Jahren endeten. Der Versunkene Palast wurde im Juli 2022 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und beherbergt seither auch Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst.
Zudem werden nach den offiziellen Öffnungszeiten unter dem Motto „Nachtschicht“ Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen durchgeführt, die sich großer Beliebtheit erfreuen.
Befand sich das Grab der Medusa einst im Versunkenen Palast?
Dies ist zweifellos der faszinierendste urbane Mythos rund um die Geschichte der Cisterna Basilica.
Im Jahr 1456 kommt eine Delegation aus Venedig nach Istanbul. Sie haben viele wertvolle Geschenke dabei, die sie Mehmet, dem Eroberer, überreichen möchten. Der Sultan ist aber beschäftigt und empfängt die Gesandten trotz aller Bitten nicht und beauftragt seinen Großwesir damit. Die Venezianer erzählen von einem Schatz, der sich in der Zisterne befände, geben aber den genauen Ort nicht preis und sagen, dass sie das nur dem Sultan persönlich verraten würden.
Neugierig geworden, willigt der Sultan schließlich ein. Er erfährt, dass es sich bei dem Schatz nicht um Dinge von materiellem Wert wie Gold, Silber oder Schmuck handele, sondern um einen Sarkophag und der darin befindlichen Leiche der legendären „Medusa“. Die Delegation bietet die mitgebrachten Geschenke als Gegenleistung für die Übergabe des Sarkophags an.
Mehmet hat indes Informationen, dass es sich bei den Botschaftern aus Venedig nichts um Christen, sondern um Mitglieder einer mysteriösen, heidnischen Sekte handelt. Was dann geschah, bleibt 450 Jahre im Dunkeln, bis der letzte osmanische Sultan Abdülhamid II. während seiner Herrschaft den fehlenden Aufzeichnungen mit großem Interesse nachgeht.
Nach langen Bemühungen wird der betreffende Sarkophag gefunden. Der Deckel des tonnenschweren Sarkophags wird abgenommen und der Inhalt versetzt Anwesende in Angst und Schrecken. Sie sehen etwas, das einem menschlichen Kopf ähnelt und wie eine riesige zusammengerollte Schlange aussieht. Der Kopf ist mumifiziert, beginnt jedoch zu verwesen.
Per Dekret ordnet der letzte Sultan an, dass von dem im Sarkophag befindlichen Kopf ab sofort niemandem erzählt werden dürfe. Doch die große Frage ist, um wessen Kopf es sich handelt und wo sich der dazugehörige Körper befindet. Um dem nachzugehen, wird ein berühmter Biologe aus dem Ausland geholt. Der Wissenschaftler untersucht den Kopf und berichtet, dass sich der riesige Kopf sich im Prozess des Verfalls befinde, einem menschlichen Kopf ähnele und wie eine Schlange zusammengerollt sei. Wahrscheinlich handele es sich um eine Riesenschlange oder ein Dinosaurier-ähnliches Wesen.
Das Geheimnis um den Kopf dauert nicht lange an. Ein kleiner Junge verirrt sich in der Zisterne und stößt auf das Grab. Später beschreibt er den Vorfall mit den Worten: „Ich habe Shahmaran gesehen.“ Shahmaran ist laut türkischem Mythos ein Wesen, halb Schlange, halb Frau.
Nun wird der Sarkophag aus dem Keller in den Innenhof der Fatih-Moschee gebracht und kurzzeitig der Öffentlichkeit gezeigt. Es werden Fotos gemacht und in Zeitungen veröffentlicht. Diese Zeitungen werden kurz darauf von einer damals unbekannten Macht eingesammelt. Durch das Erzählen anderer Geschichten wird von dem mysteriösen Schlangenkopf-Thema abgelenkt. Der Sarkophag wird an einen Ort neben den Königinnengräbern der Molla Fenârî Îsâ Moschee gebracht. Von den Zeitungen wird kein einziges Exemplar jemals wiedergefunden.
Waren hier die Nachkommen der satanischen Sekte am Werk gewesen, die einst Fatih Sultan Mehmet besucht hatten? Man weiß es bis heute nicht…